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Sicherheitsschuh-Klassen: Unterschiede, Tabelle, Bedeutung, Tipps und Kaufberatung (S1 bis S5)

Die wichtigsten Punkte im Überblick:
  • Sicherheitsschuhe sind nach der Norm EN ISO 20345 in unterschiedliche Sicherheitsklassen eingeteilt, die mit Zahlen und verschiedenen Kürzeln erkennbar sind
  • Alle Sicherheitsschuhe haben eine Zehenschutzkappe integriert, die den Fuß vor Krafteinwirkungen bis 200 Joule schützt
  • Bis auf die Sicherheitsklasse SB, sind alle Sicherheitsschuhe an der Ferse geschlossen oder sogar aus einer Form gegossen, um den Feuchtigkeitseintritt zu verhindern

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung.

Dieser abgedroschene Spruch trifft auf das Wandern, den Sport an der frischen Luft oder auf andere Formen der Ausflüge zu, aber auch auf das Arbeiten. Hantieren Sie mit einer Kettensäge, sind Anzugsschuhe völlig ungeeignet.

Sitzen Sie hingegen im Büro, wäre ein Sicherheitsschuh völlig unangemessen.

Doch wo liegen die Unterschiede bei Sicherheitsschuhen? Was bedeuten die verschiedenen Klassen und zahlreichen Kürzel?

Sicherheitsschuhe Klassen

Welche Sicherheitsschuhe Klassen gibt es? Wo liegen die Unterschiede?

Sicherheit geht bei der Arbeit immer vor, deshalb sollte die Sicherheitsklasse an die Anforderungen des Jobs angepasst sein. Folgende Sicherheitsklassen gibt es und das haben sie zu bedeuten:

SB – Grundklasse

SB ist die Grundklasse und die geringste Sicherheitsstufe der Sicherheitsschuhe.

Diese Art von Sicherheitsschuhen hat keine nennenswerten Schutzeigenschaften, bis auf die Beständigkeit gegenüber Kraftstoffen wie Benzin oder Öl. Bei der Klasse ist der Zehenbereich mit einer Zehenschutzkappe geschützt und zwingend geschlossen.

Der Fersenbereich hingegen kann sogar offen sein, weshalb diese Schutzklasse vorrangig in Krankenhäusern, Pflegezentren, Laboren oder Küchen zum Einsatz kommt.

S1 – Schutzklasse für Innenräume

Die erste tatsächliche Schutzklasse ist S1. Bei ihr ist der Fersenbereich zwingend geschlossen und nimmt Energie auf, die durch das Laufen entsteht.

Das ist vergleichbar mit einem Laufschuh, der im Fersenbereich gedämpft ist und Erschütterungen auffängt, um sie gleichmäßig an den Fuß zu verteilen. Hinzu kommt, dass die Sohle antistatisch ist und sich nicht auflädt. Sollten Sie den Schuh mit dieser Sicherheitsklasse anziehen, können Sie mit empfindlichen Transistoren arbeiten, die bei Kontakt mit geringen Spannungszuständen bereits zerstört werden würden.

Folgende Eigenschaften und Funktion hat die Sicherheitsklasse ebenfalls:

  • rutschhemmende Sohle
  • Kraftstoffbeständigkeit
  • Stahlkappe im Zehenschutzbereich, die Kräfte von 200 Joule aushält

 

S1P – Schutzklasse für Durchtrittschutz

S1P ist die verbesserte Version der S1-Schutzklasse und verfügt über jegliche Eigenschaften der S1-Klasse. Hinzu kommt jedoch eine nicht nur antistatische und rutschhemmende Sohle, sondern auch der Durchtrittschutz. Hierzu besteht die Sohle aus Stahl, Kevlar oder einem Mix aus beiden Materialien, um Nägel, Splitter oder andere spitze Gegenstände davon abzuhalten, durch die Sohle zu gelangen. Stahl ist sicherer, Kevlar hingegen angenehmer beim Laufen.

S2 – Schutz vor Feuchtigkeit

Die S2-Schutzklasse erhält keine zusätzlichen Sicherheitsfunktionen, die den Fuß noch stärker vor äußeren Belastungen schützen, aber sie verhindert den Eintritt von Feuchtigkeit. Bis zu 30 Minuten ist der Schuh vor dem Wasserdurchtritt von Spritzwasser geschützt. Die Schutzklasse sagt aus, dass der Schuh mit der Sicherheitsklasse S2 maximal 30 Prozent des Volumens an Wasser aufnehmen darf. Hierzu ist der Schuh aus Leder, statt aus Kunststoff gefertigt. Dies macht ihn zwar weniger anfällig gegenüber Wasser, aber auch gleichzeitig schwerer.

 

S3 – Alleskönner für den Arbeitsalltag

Die S3-Sicherheitsklasse ist die beliebteste Klasse für Sicherheitsschuhe, denn sie vereint die vorherigen Sicherheitsklassen in einem Schuh mit profilierter Laufsohle.

Während die vorherigen Schutzklassen vorrangig in Innenräumen im Einsatz sind, können Sie Sicherheitsschuhe dieser Schutzklasse auch draußen verwenden. Die Sohle ist durchtrittfest, profiliert und die Oberfläche ist noch wasserabweisender. Sie kann bis zu 60 Minuten Spritzwasser fernhalten, weshalb sie die beliebteste Sicherheitsklasse bei Handwerkern ist.

 

S4 – absoluter Wasserschutz

Wesentlich seltener ist die Schutzklasse S4, obwohl sie absoluten Wasserschutz verspricht.

Bei diesen Sicherheitsschuhen handelt es sich nicht um Schuhe, sondern Stiefel. Sie sind aus Vollgummi oder anderen Polymeren und aus einem Stück gegossen. Dadurch verzichten sie auf Nähte oder andere Stellen, an denen Wasser eintreten kann. Anders als bei den bisherigen Schutzklassen ist bei dieser jedoch nicht die vorherige Schutzklasse die Basis, sondern die S4-Schutzklasse basiert auf der S2-Schutzklasse. Heißt, die profilierte Laufsohle ist nicht zwingend vorhanden, weshalb diese Sicherheitsschuhe vorrangig in Laboren oder anderen Einrichtungen zu finden sind, die den Schutz vor Feuchtigkeit benötigen.

S5-Sicherheitsschuhe: S3 plus S4

Den S4-Sicherheitsschuhen fehlte die durchtrittsichere Sohle, da sie zwar in nassen Laboren eingesetzt werden, aber nicht spitzen Gegenständen ausgesetzt sind. Sicherheitsschuhe der S5-Schutzklasse haben deshalb in der Zwischensohle einen Durchtrittschutz integriert, der vor Verletzungen durch spitze Gegenstände schützt. Hinzu kommt eine marginale Säurebeständigkeit, die für Fischer oder Gärtner vonnöten ist.

 

Sicherheitsschuhe Klassen Tabelle Eigenschaften S1 bis S5

sicherheitsschuhe klassen tabelle

Sicherheitsschuhe Klassen Tabelle

Was ist der Unterschied zwischen Sicherheitsschuhen und Berufsschuhen?

Sicherheitsschuhe und Berufsschuhe/Arbeitsschuhe sind beinahe identisch, mit der Ausnahme, dass Sicherheitsschuhe nach der Norm EN ISO 20345 für spezielle Arbeitsbereiche zertifiziert sind. Dies ist auf die speziellen Anforderungen der Arbeitsplätze zurückzuführen, die zertifizierte Sicherheitsschuhe abdecken.

Auch Berufsschuhe können diese Sicherheitsfunktionen erfüllen, sind aber nicht zwingend zertifiziert. Sollte es zu einem Rechtsstreit kommen, ist der Sicherheitsschuh eine Garantie, auf die Sie nicht verzichten möchten.

Wie finde ich die passende Schutzklasse?

Generell schreibt der Arbeitgeber das Tragen von Sicherheitsschuhen vor und muss die Gefährdung am Arbeitsplatz beurteilen. Besteht die Gefahr von Fußverletzungen, muss er Sicherheitsschuhe verpflichtend machen. Dies schreibt das Arbeitsschutzgesetz vor. Sicherheitsschuhe zählen zur PSA, kurz für persönliche Schutzausrüstung, zu der auch Helme, Brillen, Handschuhe, spezielle Arbeitskleidung oder Ohrstöpsel zählen.

Um selbst beurteilen zu können, ob Sie gefährdet oder sogar Arbeitgeber sind, helfen folgende drei Fragen:

Wo ist der Arbeitsplatz?

Der Arbeitsplatz kann in Innenräumen, Außenräumen oder völlig frei in der Natur sein. Arbeiten Sie in einem Gebäude, ist die Schutzklasse S1 oder S1P ausreichend. Letztere ist für Arbeitsplätze geeignet, bei der die Gefahr von spitzen Gegenständen auf dem Boden besteht. Arbeiten Sie hingegen in Außenräumen oder an der frischen Luft, ist mindestens die Schutzklasse 2, eher sogar 3 empfehlenswert. Letztere schützt zusätzlich vor Feuchtigkeit.

Besteht die Gefahr von Nässe?

Die zweite Frage beschäftigt sich ausschließlich mit Nässe. Gartenbauer, Dachdecker oder Bauarbeiter sind an regnerischen Tagen wechselhafter Nässe ausgesetzt und müssen selbst in unwegsamem Terrain Halt finden. Diese Berufsgruppen sollten zu S3-Sicherheitsschuhen greifen, um selbst bei andauerndem Regen geschützt zu sein. In der Gastronomie sind hingegen vorrangig S2-Sicherheitsschuhe empfehlenswert. Ihre Schutzklasse ist ausreichend, um bei kurzfristiger Nässe den Fuß zu schützen.

Ist der Boden des Arbeitsplatzes frei?

In Werkstätten, Schreinereien oder auch bei Forstarbeiten liegen spitze Gegenstände auf dem Boden. Dies können Nägel, Scherben oder Werkzeuge sein, die normale Schuhsohlen mühelos durchbohren. Sollten Sie an solch einem Arbeitsplatz arbeiten, wählen Sie immer direkt die Schutzklasse S3, um sich vor Durchtritten zu schützen.

Welche Berufe benötigen welche Sicherheitsklasse?

Orientieren Sie sich an folgender Tabelle, um herauszufinden, ob Sie Sicherheitsschuhe bei der Arbeit tragen sollten:
  • SB in kleineren Küchen oder in der Pflege
  • S1 in Laboren, der Mikroelektronik, Logistik, Chemieindustrie, im Einzelhandel und in wenig gefährdeten Handwerksberufen sowie Kliniken
  • S1P in Schreinereien, bei Dachdeckern oder in der Logistik
  • S2 in der Gastronomie, dem Rettungsdienst oder der Lebensmittelindustrie
  • S3 bei der Feuerwehr, dem Rettungsdienst, der Tierpflege, auf der Baustelle, im Garten- und Landschaftsbau oder bei Forstarbeiten
  • S4 in Laboren oder beim technischen Hilfswerk
  • S5 beim Ackerbau, am Hafen, in der Chemieindustrie oder im Garten- und Landschaftsbau

Tabelle

Sicherheitsklasse Einsatzbereich
S1
  • Labore
  • Chemieindustrie
  • Medizin
  • Mikroelektronik
  • Küche
  • Logistik
  • Einzelhandel
  • Pflege
  • Handwerk
S2
  • Gastronomie
  • Lebensmittelindustrie
  • Schreinerei
  • Logistik
S3
  • Feuerwehr und Rettungsdienst
  • Tierpflege
  • Forstarbeiten (Schnittschutzstiefel)
  • Garten- und Landschaftsbau
  • Baustelle
S4
  • Labore
  • Technisches Hilfswerk
S5
  • Chemieindustrie
  • Garten- und Landschaftsbau
  • Hafenarbeit
  • Ackerbau

Wie erkenne ich die Schutzklasse am Schuh?

Am Schuh ist die Schutzklasse sowohl am Karton als auch in der Lasche zu finden. Auf dem Schuhkarton finden Sie die Bezeichnung des Schuhs, die Größe und direkt daneben die Schutzklasse nach der ISO-Zertifizierung. In der Lasche finden Sie selbige Beschriftung, auf der die Sicherheitsklasse zu erkennen ist.

Welche weiteren Abkürzungen gibt es bei Sicherheitsschuhen?

Neben der generellen Schutzklasse können weitere Kürzel auftreten, die den Schuhen zusätzliche Eigenschaften über die Schutzklasse hinaus verleihen.

Diese Abkürzungen sind:
  • A für antistatisch
  • AN für Knöchelschutz
  • C für elektrisch leitfähige Schuhe
  • Cl für Kälteisolierung
  • CR für Schnittfestigkeit des Obermaterials
  • E für Energieaufnahmevermögen im Fersenbereich
  • FO für Kraftstoffbeständigkeit
  • Form B für knöchelhohe bis mittelhohe Schuhe
  • HRO für Hitzeschutz bis 300 Grad Celsius
  • M für Mittelfußschutz
  • P für durchtrittsicher
  • SRA, SRB oder SRC für Rutschfestigkeit der Sohle, wobei C den besten Wert darstellt
  • WR für wasserdichte Schuhe
  • WRU für wasserabweisendes Obermaterial

Welche Fehler sollte ich beim Kauf von Sicherheitsschuhen vermeiden?

Bei Sicherheitsschuhen gibt es zwei Fehler, die Sie zwingend beim Kauf vermeiden müssen. Diese sind:

Optik

Der häufigste Fehler beim Kauf von Sicherheitsschuhen ist, dass Sie sie für die Optik und nicht für die Funktion kaufen. Sicherheitsschuhe sind Arbeitsschuhe. Sie müssen nicht zwingend zum Rest des Outfits passen, sondern lediglich den Fuß vor erheblichen Verletzungen schützen. Sehen sie dabei noch gut aus, ist das zwar ein Bonusaspekt, aber nicht der ausschlaggebende Kauffaktor.

Sparen

Der zweite Fehler ist, dass Sie bei der Sicherheit sparen wollen und eine Schutzklasse nicht berücksichtigen. Je höher die Schutzklasse ist, desto teurer ist der Sicherheitsschuh in der Regel. Dennoch sind die Schutzklassen in manchen Berufen schlichtweg erforderlich und bei Unfällen zahlt die Versicherung nicht, wenn Sie unzureichend geschützt waren. Daher sollten Sie nie am Material und der Sicherheit sparen.

Fazit

Sicherheitsschuhe sind in gefährdeten Berufsfeldern gesetzlich vorgeschrieben, um die Sicherheit der arbeitenden Personen zu garantieren.

Hierzu sind Sicherheitsschuhe in verschiedene Klassen eingeteilt, die in aufsteigender Reihenfolge vor Feuchtigkeit und Belastungen schützen.

Darüber hinaus existieren weitere Kürzel, die den gewünschten Sicherheitsschuh mit zusätzlichen Sicherheitseigenschaften ausstatten. Wählen Sie immer den Schuh, der Sie an Ihrem Arbeitsplatz ausreichend schützt und verzichten Sie nie aus Kostengründen oder des Aussehens wegen auf essenzielle Sicherheitseigenschaften.

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